Ve-22

Gustav Krome

24.07.1870 - 27.02.1944
Pastor in

Kirchwistedt, Freistatt, Hamburg-Horn

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G. Gustav Krome Ve-22
         Lebensbild des Pastors Gustav Krome  -  von seinem Sohn Jürgen Krome

Bielefeld, die Stadt bekannter Textil- und Industrieerzeugnisse, die Heimat der Bodelschwingschen Anstalten und des berühmten Kinderchores, ist für Pastor Gustav Krome die Stätte gewesen, in der seine theologische Laufbahn begann und endete. Und ich, sein jüngster Sohn, befinde mich fast zum ersten Male in meinem Leben dienstlich für wenige Tage ebenfalls in Bielefeld und versuche, für unser liebes Familienblatt aus der Fülle des mir vorliegenden Materials eine kurze Lebensbeschreibung zu formen. Welch seltsamer lokaler Zusammenhang! Indem ich seine ersten und letzten „Gadderbaumer“ Schritten nachgehe, bemühe ich mich, auch im Geiste in die übrigen Fußstapfen dieses so ereignisreichen, gesegneten Lebens zu treten und dabei zu lauschen, was die Vergangenheit darüber zu berichten weiß.


Im Verdener St. Andreas-Pfarrhaus lebten Superintendent Georg Christian Krome (2.7.1800 - 1.11.1862) und seine Frau Johanna Margarethe geb. Holthusen (27.12.1800 - 20.4.1877). Ihr Sohn Gustav Georg Krome (12.10.1828 - 7.12.1887) heiratete Elisabeth Chappuzeau (1.12.1839 - 13.2.1885) in Dorfmark, wo die Eltern der Braut, der Pastor Georg Christoph Chappuzeau (17.5.1803 - 12.6.1879) und seine Frau Adelheid geb. Crome (13.3.1807 - 28.10.1886) wohnten. Gustav Georg hatte gerade nach langen, damals üblichen Wartejahren endlich die „paradiesische“ Pfarre in Heeslingen bekommen; nach Vaters Beschreibung muss es wirklich ein herrliches Pfarrhaus gewesen sein. Bald wurde nun der erste Sohn "Georg" geboren, der aber leider zum großen Schmerz seiner Eltern Anfang des Jahres 1870 wieder von ihnen genommen wurde. Zum Trost erschien am 24. Juli 1870 der zweite Sohn „Gustav“, nach der Kunde aus alten Briefen ein artiges, gesundes Kind, das sich prächtig entwickelte. Am 11. November 1872 erhielt er eine kleine Schwester mit Namen Adelheid, mit der er das ganze Leben hindurch immer mit tiefer Liebe verbunden war. Ein viertes Kindlein wurde 1875 geboren; sein Lebenslicht erlosch aber noch vor der Taufe. aus der Heeslinger Zeit haben wir kaum Kunde, nur ein Ereignis „beleuchtete“ sie: das Pfarrhaus brannte ab. Die Eltern, die im benachbarten Zeven waren, kehrten voller Angst eilig zurück. Zu ihrer unendlichen Erleichterung traten ihnen unversehrt die beide Kinder Hand in Hand entgegen, und der kleine Gustav tröstete sie, indem er sagte: „Wir sind nicht mit abgebrannt“. Alle Freunde von nah und fern halfen, die erste Not zu mildern. Fein säuberlich hat Mutter Elisabeth alle Spenden aufgeschrieben. Eine Gabe verdient es, besonders erwähnt zu werden; sie zeigt so recht das liebevolle, vertraute Verhältnis zwischen Pastor und Gemeinde. Es brachte eine arme Frau eine Schubkarre mit Mist und sagte: „Mehr heb ik nich, ober es kummt vun Herzen.“ Wen gäbe es, den diese Tat nicht rührte? Unter der Asche des Hauses fand man noch einige Schweinslederbände aus dem 16. Jahrhundert, das war alles, was von der großen Bibliothek übrig geblieben war. Große Brandwunden zeigen noch heute, welcher Gefahr sie entgangen sind. Unter ihnen befindet sich auch eine alte Konkordanz, die schon von Andreas Daniel Krome (26.8.1720 - 16.4.1795) seinem Sohn Jürgen zur Hochzeit mit Marie Temme am 28. April 1750 geschenkt wurde und die sich dann immer von Sohn auf Sohn weitervererbte. Die erste Seite, auf die sich alle unsere Vorfahren eingetragen haben, ist so ein wertvolles Stück aus der Familiengeschichte. Vater sagte einmal zu mir: „Wenn Du einmal in Not kommst, kannst Du alle alten Bände verkaufen, aber dieses Buch musst Du behalten.“ Im Jahre 1878 siedelte die Familie zur neuen Pfarre nach Arbergen über und Vater, der inzwischen zu einem kräftigen Jungen herangewachsen war, besuchte als Alumnus von Pastor Tiesmeyer das Gymnasium in Bremen.

Am 13. Februar 1885 starb seine geliebte Mutter, sie hatte schon längere Zeit an heftigem Rheumatismus darnieder gelegen. Sein Vater lebte 2 Jahre als Witwer, schenkte dann aber mit Emilie Mestwerdt, der Tochter des Superintendenten aus Verden, den Kindern eine neue Mutter. Sie wurden von den Eltern und uns Kindern oft und gerne in Verden besucht, bis sie dort hochbetagt starb. Kurze Zeit danach, am 7. Dezember 1887, besuchte er seinen Sohn. Auf dem Heimweg erlitt er aber einen Schlaganfall und starb auf dem alten Bahnhof in Bremen. Pastor Zauleck hielt eine erste kurze Trauerfeier, dann sorgte ein Freund des Hauses, der Silberfrabrikant Martin Wilkens aus Hemelingen, für die Überführung nach Arbergen, wo dann auch die Beerdigung stattfand.

Vater verkehrte in Bremen in vielen christlichen Kaufmannsfamilien, und so entstand ihm der Wunsch, auch Kaufmann zu werden, er ging mit dem Einjährigen vom Gymnasium ab und wurde kaufmännischer Lehrling. Er trat in den Verein christlicher junger Männer „Exelsior“ ein, in dem, da er als „Vornehm“ galt, auch viele reiche Kaufmannssöhne waren. Manche nette Stunde mag er in diesem Verein verbracht haben. Als er mit mir einst im Bremer Bürgerpark war, zeigte er mir eine kleine Brücke, die über den dortigen See zu einer hübschen Insel führte. Und dann erzählte er mir ihre Vorgeschichte: Da hatte er mit einigen Exelsior-Freunden einmal am See gesessen, und als man plötzlich beschloss, die Insel zu besuchen, war gerade kein Boot zum Übersetzen da. Einer kam auf die Idee, ein Kartenspiel zu machen und der Verlierer sollte eine Brücke stiften. Die Idee wurde ausgeführt, Vater war aber glücklicherweise nicht der Verlierer. „Siehst Du“, so sagte Vater zu mir, „beinahe wäre ich der Erbauer dieser Brücke geworden.“ Nach Beendigung der Lehrzeit war Vater zunächst als Kaufmann in Bremen tätig; dann wurde er ein Jahr Soldat. Seine Dienstzeit verbrachte er in Celle und manche amüsante, aber auch manche hässliche Geschichte wusste er aus dieser Zeit zu berichten. Schon der Beginn der Dienstzeit war köstlich. Er war fälschlicherweise einen Tag zu früh eingezogen worden und mit ihm noch ein Landstreicher mit Namen Lüchow. Um diese beiden zu beschäftigen, ließ ein Ausbilder sie fortwährend um den Kasernenhof marschieren nach dem Kommando, das er am Anfang einmal gab: „Eins zwei drei, Wechselschritt“. Eine Runde war Vater und eine Runde war Lüchow der „Führer“ dieser Kolonne. Bei Ende der Dienstzeit sagte Vater, der inzwischen befördert worden war: „Gott sei Dank, dass  ich wieder unter anständige Menschen komme.“ Er hatte sich unter den derben und sadistischen Unteroffizieren sehr unwohl gefühlt. Nach Bremen in seinen Beruf zurückgekehrt, fragte ihn nach einiger zeit der Großkaufmann J. K. Vietor, ob er für ihn auf eine Faktorei nach Westafrika gehen wolle. Vater nahm das gerne an und kam nach kurzer Ausbildung in der Kisuaheli-Sprache zunächst nach Anecho (Togo) und dann einige Monate später nach Wydah/Dahomey zu einem Bekannten aus Bremen, mit Namen Ernst Fischer. Dieser wurde nun Vaters bester Freund; er lebte in schöner Frische in Heidelberg und erinnert sich gerne an die afrikanische und auch an die spätere gemeinsame Hamburger Zeit. Beschreibungen bezeichnen Vater als einen jungen Mann von gefestigtem Charakter, der den Ruf der Firma, besonders auch in sittlicher Beziehung, aufrecht zu halten half. Er hatte eine joviale Gabe, mit den schwarzen Weibern und „tradern“ zu verhandeln; zudem war er ein ausgezeichneter Reuter-Vorleser. Seine Vortragungen und seine dichterischen und humoristischen Talente trugen dazu bei, die Abende erlebnisreich und anziehend zu machen. Viele Geschichten konnte Vater aus Afrika erzählen, das ja zu der damaligen Zeit (1894/96) noch viel unzivilisierter war als heute. Eines zeigt besonders treffend das einfache, aber natürliche Gemüt der Schwarzen, und sie entbehrt nicht einer tiefen Wirkung. Zum Weihnachtsfest waren alle schwarzen „Honorationen“ zu einer kleinen Feier eingeladen. Mr. Dick Dossou, ein glänzender Redner, wie übrigens die Schwarzen alle, erhob sich gegen Ende der Tafel zu etwa folgender Ansprache: „Dear gentlemen“, begann er in englischer Sprache, „wir haben an diesem denkwürdigen Abend alle möglichen Hochs ausgebracht, auf die Firma, den deutschen Kaiser usw., wir haben aber, wie ich meine, die Hauptperson dieses Abends, das Geburtstagskind, vergessen, and now, dear gentlemens, I beg to take your glasses und drink the health of Jesus Christ!“ Die deutsche Gastgeber taten das Beste, was sie tun konnten, sie nahmen Mr. Dossou ernst und stießen mit ihm an auf das Geburtstagskind.

Nach etwa Jahresfrist wurde Vater sehr zum Kummer der beiden Freunde zu einer benachbarten Faktorei versetzt. Vater fühlte sich hier nicht besonders wohl, zumal er im Innersten seines Herzens nie so recht ein Kaufmann war. Sein wahrer Beruf lag auf einem anderen Gebiete, und Gott der Herr selbst fügte es, dass ein schwerer Schwarzwasserfieberanfall ihn zwang, vor Ablauf seines Kontraktes in die Heimat zurückzukehren. Nun durfte er seiner Neigung folgen. In harter Arbeit holte er das Abitur nach, absolvierte sein theologisches Studium [ 1902 cand. theol., Studium der Theologie, 1904 - 1906 cand. min. und Vikar in Stade, 1906 ordiniert, dann Pastor coll. in Hildesheim ] und trat in Bethel-Bielefeld seine Laufbahn als Pastor an. Als Vikar war Vater vorher in Hildesheim bei seinem etwas älteren Vetter Gustav Crome, Pastor an der Lambertikirche, gewesen, und hatte dort seine spätere Frau Hildur (20.7.1873 - 9.7.1934), Tochter des Generals Emil Freiherr von Hammerstein, kennengelernt. Am 12.3.1908 fand die Verlobung und am 30.6. des gleichen Jahres die Hochzeit in Hildesheim statt. Der glückliche Ehemann konnte nun sagen: „Was wir an Leid und Freude bisher allein getragen und keinem konnten sagen, das tragen wir nun beide. O süßes Wort: Wir beide! Du machst uns stark im Leide, du doppelst alle Freude, du Zauberwort: Wir beide!“

Von Pastor Bodelschwingh bekam Vater bald die erste selbständige Pfarre und zwar Freistatt bei Rahden, eine Außenkolonne der Betheler Anstalten. Nach einem Jahr wurde das erste Kind, ein Mädchen, geboren. Durch ungeschickte Geburtshilfe wurde es krank und starb schließlich mit 7 Jahren. 1910 wurde dem Pastorenehepaar die Stille des Freistatter Moores zu bedrückend und so bewarb sich Vater bei der Hannoverschen Landeskirche um eine andere Gemeinde. Seinem Gesuch wurde stattgegeben und er wurde in Kirchwistedt, Kreis Bremervörde, eingeführt.

Nun folgte [ 1909 - 1912 ] eine schöne und segensreiche Zeit, Gottes Güte schenkte den Eltern den ersten Sohn, Gottfried, der gesund und munter zu aller Freude heranwuchs. Ernst Fischer, der alte Freund aus Afrika, der inzwischen seine Lebensaufgabe im „Rauhen Haus“ in Hamburg-Horn gefunden hatte und der dort im Kirchenvorstand der Martinsgemeinde war, wurde der Patenonkel des Jungen. Als nun Pastor Schetelig, der Pastor der Martinskirche, starb, war Onkel Fischers erster Gedanke, Vater zu veranlassen, sich in St. Martin zu melden. Vater bewarb sich, hielt eine Probepredigt und wurde [ am 10.11.1913 ] berufen. So kamen die alten Freunde wieder zusammen und nun begannen lange gesegnete Jahre gemeinsamen Dienstes an und für die liebe Gemeinde Horn.

1913 wurde eine Tochter mit Namen Ingeborg und 1916 ein Sohn mit Namen Jürgen geboren, und die Eltern machten mit ihren drei Kindern durch das noch völlig ländliche Horn viele schöne Spaziergänge. Für uns Kinder war es immer eine besondere Freude, Vater auf seinen Gemeindebesuchen zu begleiten ( es gab damals kein Haus, in dem er nicht gewesen wäre ) und zu erleben, wie er schon nach wenigen Worten ( meist durch einen kleinen Scherz ) den rechten Weg zu den Leuten fand. Im Gespräch galten auch für ihn die Worte, die über einen alte Vorfahren geschrieben wurden: „Groß im Ernst und groß im Scherz, aber immer ein Christ!“ Er war ein echter Lutheraner mit hohem Amtsbegriff, und jede religiöse Philosophiererei und jedes Scheinchristentum lehnte er schroff und kompromisslos ab. Dagegen war er gegen überzeugte Katholiken äußerst aufgeschlossen und tolerant. Horn hatte damals noch 25 bis 30 Stroh gedeckte Bauernhäuser und nur etwa 1.100 Einwohner. 20 Jahre später waren diese Häuser alle abgebrannt und die Einwohnerzahl auf 75.000 angewachsen. So wuchs auch Vaters Arbeitslast, und bald konnte er sich die vielen Namen nicht mehr alle merken. Dank seines guten Ortsgedächtnisses wusste er aber stets, wo sie wohnten, und wir konnten ihn oft fragen hören: Sie wohnen doch Landstrasse 17, aber wie war Ihr Name?“. Während des Krieges 1914- 1918 begleitete er zweimal einen Liebestransport auf den Balkan. Dort übergab er den Soldaten Kleidungsgegenstände, die in den von ihm gegründeten Nähstuben hergestellt worden waren. Durch die Einschränkungen während der Inflation überarbeitete sich unsere Mutter in Haushalt und Gemeinde und wurde sehr krank. Die Familie kannte sie bald nur noch auf dem Langstuhl im Garten oder in ihrer Stube liegend.

Am 9. Juli 1934 ging unsere geliebte Mutter nach zehnjährigem, mit großer Geduld ertragenem Leiden für immer von uns. So erlebte sie nicht mehr die schwere Zeit der seelischen Konflikte, die schließlich zur Zwangspensionierung führte. Vater erklärte unnachsichtlich allen Kräften, die gegen die Kirche arbeiteten, den Kampf. Er ging lieber aus dem Amt, als dass er sich den „Deutschen Christen“ anschloss. Später in den schwersten Kriegsstunden schenkte ihm Gott die Genugtuung, dass ihm der Hamburger Kirchenrat, der ihn entlassen hatte, sagte: „Amtsbruder Krome, Du hast doch recht gehabt, aber nun ist es zum Wiedergutmachen zu spät!“ Trotz seiner Pensionierung übernahm er immer gerne Vertretungen, z.B. in Italien und an der Hamburger Freikirche St. Anschar, bis ihm auch dies untersagt wurde. Seine übrige Freizeit wandte er nun einer ihm sehr am Herzen liegenden Tätigkeit zu. Er erforschte weitere Zusammenhänge in der Krome-Cromeschen Familiengeschichte, und er prägte allen Mitgliedern dieser großen Familie ein enges Zusammengehörigkeitsgefühl ein. Wie viele Briefe, Auszüge aus Kirchenbüchern und Archiven und Grabinschriften hat er gesammelt. Wie wertvoll war diese Sammlung! Doch leider wurde das Haus, in welches Vater nach der Pensionierung zog, im 2. Kriegsjahr durch Bomben zerstört, wobei leider auch mit vielem anderen die Sammlung vernichtet wurde; nur einige alte Briefe und die vom Vater im Jahre 1928 geschriebene Familiengeschichte über seine direkten Pastoren-Vorfahren wurde gerettet. Dem Vater selbst war körperlich nichts geschehen. Nach vorübergehender Unterbringung bei der Familie Geyer, lieben Freunden der Eltern, fand man bald eine neue Wohnung. Bis 1943 dauerte das Glück in der neuen Wohnung, die mit soviel Liebe, vor allem von Frau Geyer, eingerichtet worden war. Unmittelbar nach seiner Geburtstagsfreier, am 24. Juli 1943, regneten erneut Bomben auf den großen Wohnblock, und bald stand alles in Flammen. Wieder konnte nur wenig gerettet werden, wichtiger jedoch war diesmal die Versorgung unseres Vaters, der einen Nervenschock erlitten hatte. Die treue Haushälterin setzte Vater in einen Korbstuhl auf ein auf der Straße haltendes Fischauto, stieg mit wenigen Kleinigkeiten in der Tasche selbst mit auf das Auto und fort ging die Fahrt mit unbekanntem Ziel aus dem an allen Ecken brennenden Hamburg. In Eutin endete die traurige Fahrt, wo man nun tagelang primitiv in einer Stube wohnte, bis Tochter Ingeborg den Vater nach Malchow zu der Schwester von Mutter brachte. Die letzten Lebensmonate unseres Vaters waren gar zu traurig. Körperlich unverletzt und kräftig, bedurfte er doch einer Pflege, die der alten Dame in Malchow zu schwer wurde. So nahm ihn sein ältester Neffe, der Sohn seiner Schwester Adelheid, der Pastor Rudolf Steinmetz, zu sich nach Arenshorst bei Bohmte in sein friedliches und ruhiges Pfarrhaus. Seine liebevolle Frau Anna betreute den Vater, aber die innere Unruhe nahm Überhand. Schließlich starb er am 27. Februar 1944 im Alterskrankenhaus Morija in Bethel-Bielefeld im Beisein seiner beiden ältesten Kinder und der getreuen Eva Geyer. Vater hat zuletzt niemanden mehr erkannt und nicht mehr gesprochen, doch ein Lichtstrahl fiel gerade bei seinem letzten Atemzug durch den Spalt der Gardine auf sein so friedliches Gesicht. Da noch eine Überführung nach Hamburg möglich war, konnten wir den Vater neben unserer Mutter in Ohlsdorf beisetzen unter dem Kreuz mit den Worten: „Selig sind, die zum Abendmahl des Lammes berufen sind.“

Wir fragten uns beim Verlust unseres lieben Vaters, was wohl als „Spur seiner Erdentage“ für die Horner Gemeinde und für uns, seine Nachkommen, lebendig bleiben würde. Vielleicht seine Kirchenlieder, seine liturgischen Bräuche zu den kirchlichen Festen oder seine schönen und überraschungsreichen Gemeindeausflüge, zu denen er jedes Mal ein neues Wanderlied dichtete und die der von ihm gegründete Posaunenchor einstudierte. Vielleicht auch die „Roten Verse für die Konfirmanden“, die manch einen jungen Mensch zu Gott geführt haben mögen. Bestimmt aber das liebe Gedenken, das Vater sich erwarb, als er als Vorsitzender den Familienverband leitete; ganz bestimmt aber die tiefe Liebe und Dankbarkeit seiner Kinder.